Let's talk

Max Jensen, CEO von Berlin Cuisine im Gespräch mit Story Tasting.
02. September 2020
by Hermine Steifensand

Wir könnten direkt einsteigen und fragen, “Max, wie siehst Du das eigentlich? Ab wann gehts endlich wieder richtig los? “ Aber vielleicht gehen wir das Ganze mal anders an….



StoryTasting: "In Berlin darf die Gastronomie langsam wieder aufwachen und unter Berücksichtigung besonderer Maßnahmen und Regelungen wieder aufleben. Gerade in Großstädten ist die Gastrobranche ein hart umkämpftes Pflaster. Hast Du das Gefühl, dass sich durch die besondere Situation ein wenig Solidarität, gegenseitiger Support, also eine Art “Wir-Gefühl” zwischen Gastronomen entwickelt hat?"


Max: "Ich glaube, dass wir unterscheiden müssen zwischen Gastrobranche  und Veranstaltungsbranche. Das liegt vor allem am Verband und an der Lobby Arbeit, die dahinter steckt. 

Ich habe das Gefühl, dass sich, was die Veranstaltungsbranche angeht, das “Wir”-Gefühl durch die derzeitige Situation sehr geändert hat. Vor allem mit unseren Partnerunternehmen, also den Unternehmen, mit denen wir bei Events zusammenarbeiten. Da ist das “Wir”-Gefühl enorm gewachsen. Wir tauschen uns beispielsweise noch enger aus und das ist auf jeden Fall eine positive Entwicklung der letzten Zeit. 


In der Gastronomie auf der anderen Seite scheint sich durch den wirtschaftlichen Druck ein gemeinsames “Wir” zumindest im Auftreten gegenüber der Politik entwickelt zu haben. Ich glaube allerdings, dass die gesamte Branche mittlerweile so sehr unter Druck steht, dass sich jeder um sich selbst kümmert.

Mit dem wirtschaftlichen Druck wächst auch der Konkurrenzdruck.

An dieser Stelle möchte ich noch darauf hinweisen, dass die DEHOGA, der deutsche Hotel-und Gaststättenverband e.V., der die Branche insgesamt repräsentiert, in der Krise einen super Job gemacht und unterstützt hat."

StoryTasting: "In vielen Unternehmen hat Corona dafür gesorgt, dass die lang überfällige und oft notwendige Digitalisierung jetzt mit der Brechstange vorangetrieben wird. Hat der derzeitige Zustand bei Berlin Cuisine notgedrungen zu Entwicklungen geführt, die für das Unternehmen auf lange Sicht noch mehr Vorteile mitbringen? "


Max: "Dabei muss ich an eine witzige Frage denken, die ich vor kurzem gelesen habe: “Who led the digital transformation of your company? a) CEO, b) CTO oder c) Covid 19?”. 


Für Berlin Cuisine gilt das auf jeden Fall für die veränderte Kommunikation, die zwangsweise remote stattfinden muss. Man trifft sich mit allen Kollegen im Hangout Fenster, teilt Bildschirme und schaut in die Küchen, Arbeits- und Wohnzimmer seiner Kollegen. Das ist schon spannend.




Die Situation der letzten Wochen hat aber auch Raum dafür geschaffen, verschiedene Bereiche weiter zu digitalisieren. Vieles davon sind Projekte, die wir schon seit einer Weile auf dem Zettel haben und für die jetzt eben Zeit ist. Auch unabhängig von Corona war die Digitalisierung in unseren Augen schon immer ein guter Weg, bereits gut funktionierende Abläufe für alle effizienter und einfacher zu gestalten. Das Ganze ist daher schon länger ein Thema für uns. 


Besonders stolz sind wir auf unsere Food App, die wir schon vor einem Jahr entwickelt haben. Mit der App kann der Eventteilnehmer vorab online “die Speisekarte” einsehen, Allergene und Inhaltsstoffe checken und sogar ausfindig machen, wo auf der Eventfläche die jeweilige Lieblingsspeise angeboten wird.


Die Idee war, dass wir Schlangen, also Wartezeiten an den Food-Stations verhindern wollten - unter den derzeitigen Bedingungen könnte man eine solche App auch nutzen, um Ansammlungen von Menschen an einzelnen Stationen zu vermeiden. Von daher freue ich mich natürlich besonders, damals schon in die richtige Richtung gedacht zu haben.


Insgesamt lässt sich sagen, dass die Corona Krise die ohnehin fällige Digitalisierung zwangsweise noch mehr vorangetrieben hat - aber auch schon geplanten Veränderungen Platz eingeräumt hat."


StoryTasting: "Vor allem auf Groß-Events spezialisierte Catering Unternehmen haben besonders unter der Krise gelitten. Sie waren mit die ersten, die sich anpassen mussten, die Auswirkungen gespürt haben und kreativ werden mussten. Was könnte aus Deiner Sicht in Sache staatlicher Unterstützung noch besser laufen? Was würde besonders helfen?"


Max:"Für unserer Branche gilt: “First in last out”. Die Event- und Veranstaltungsbranche ist in der jetzigen Krise stark betroffen. 

Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich mich vom Staat gut unterstützt fühle."


StoryTasting: "Die Catering Branche ist, vermutlich noch mehr als die Gastro Branche, ein Sammelbecken für Menschen unterschiedlichster Ausbildungswege und Talente. Inwiefern werden vielfältige Teams und Quereinsteiger in einer solchen Situation für einen Arbeitgeber zu einer weiteren, besonderen Stärke?"


Max:"Ich bin ein großer Freund von Quereinsteigern, was sich auch in unserem Team widerspiegelt. Quereinsteiger ermöglichen viel eher vernetztes Denken in Unternehmen.


Je spannender die Lebensläufe und je unterschiedlicher die Talente innerhalb eines Teams, desto besser und flexibler kannst Du Dich auch auf neue Themen einstellen. Spannende Lebensläufe bergen oft viel Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen. Das hilft natürlich besonders in Situationen wie der derzeitigen, in denen man als Unternehmen schnell reagieren und sich auf Neues einstellen muss.


Mindestens genauso wichtig ist dabei auch der Ansatz “hiring for attitude” - das macht richtig Freude. Die Einstellung der Mitarbeiter ist das "A" und "O" und darauf legen wir bei Berlin Cuisine den Fokus. Ich bin stolz, auf unser Team und wie es mit der Krise umgeht." 






StoryTasting: "Aber jetzt abschließend noch einmal etwas Anderes - wie hat das bei Dir mit dem Kochen eigentlich angefangen? "


Max: " Angefangen hat Alles im Ristorante Stella Alpina. Da habe ich in der 10. Klasse ein Betriebspraktikum gemacht. Das fing in der ersten Woche an der Bar an - wo es mir so gut gefallen hatte, dass ich überhaupt keine Lust hatte, in die Küche zu wechseln. In Woche zwei musste ich das aber. Da stand ich dann mit Hansi, dem Küchenchef - das war der absolute Hammer. Es hat so dermaßen viel Spaß gemacht, dass ich auch nach dem Praktikum jede Ferien da war und gearbeitet habe.

Irgendwann wollte ich dann eine Ausbildung machen - und ging damit natürlich zu Hansi. Der meinte aber sofort, ich solle meine Ausbildung auf jeden Fall in der Sternegastronomie machen. Und wo, wusste er auch schon. 

Sonntags kam nämlich immer Kolja Kleeberg zum Essen. Hansi meinte also, dass ich das Essen servieren und fragen sollte, ob ich eine Ausbildung bei ihm anfangen könnte. Und so bin ich ins VAU gekommen. Damit ging dann alles los für mich."


StoryTasting: "Und was hat sich bei Dir in letzter Zeit verändert?"


Max: " Die Corona Zeit hat schon bewirkt, dass ich öfter mit meinen Großeltern, Geschwistern und der Familie telefoniert habe. Man hat mehr Kontakt, tauscht sich aus und fragt, wie gehts Dir eigentlich? Das hilft natürlich total."


StoryTasting:"Und was kochst Du zuhause?"


"Ich koche zuhause am liebsten Spaghetti Bolognese." 


Vielen Dank fürs Gespräch, lieber Max. 

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